Dann war es plötzlich weg –

Ihre nostalgische Zeitreise in die analoge Welt!

"Dann war es plötzlich weg" ist eine humorvolle Zeitreise zu bekannten Alltagsgegenständen und -erlebnissen aus den 70er, 80er und 90er Jahren, die heute fast vergessen sind. Das Buch weckt nostalgische Erinnerungen und zeigt, wie bunte Alltagskultur früher unser Leben prägte.

102 Dinge, die unseren Alltag verlassen haben


Poesiealbum, Trimm-Dich, Badekappe, Seifenkisten, Faxgerät, Tankwart, Tamagotchi, Kegeln, Paternoster, Bonanzarad, Parkuhr, Quecksilberthermometer, Telefonbuch, Aerobic, Herrenzimmer, Blitzlicht, Reiseruf, Toast Hawaii, Super 8, Werbeikonen, Kosmetik a la DDR, Hochrad, Eiserne Lunge, Siegelring, Eisbombe, Schreibmaschine, Stadtplan, Videothek, Seidenstrümpfe, TED, Stereoanlage, Elfenbein, Rollschuhe, Telefonkarte, Zahnpflege, Beiwagen, Buttons, Sonntagsbraten, Pomade, Schallplatten, Kohleofen, Kittelschürze, Zeitansage, Prilblume, Briefmarken sammeln, Tabakwerbung, Sendeschluss, Englischer Rasen, GST, Partykeller, Schule in der DDR, Ansagerin, Lipsi, Schweißbänder, Lebertran, Dauerwelle, Alubesteck, Schildkrötensuppe, Lavalampe, Polaroid, Olympische Disziplinen, Lichtorgel, Kaffee in der DDR, Gefährliche Schönheitspflege, Tanztee, Rohrpost, Alte Schule, Technische Störung, Knibbelbilder, Mettigel Partysnacks, Videotext, Tischkultur, Rechenschieber, Pager, Banane auf Rezept, Monokel, CB-Funk, Schwebehaube, Modellbahn, Telefonzelle, Handkuss, Damensattel, Kassette, Diarollenfilm, Teppichklopfer, Nachtzug, Versandhauskatalog, Telegramm, Rauchen, Henkelmann, Männerbart, Bildröhre, Seife am Stück, BTX, YPS, Raucherabteil, Litfaßsäule, Wählscheibentelefon, Alibert, Mufuti, Dinett, Schlusswort



Leseprobe:

Freundschaft zum Anfassen – Das Poesiealbum


Früher, bevor Social Media erfunden war, hatten fast alle Kinder und Jugendlichen ein echtes „Freundschafts-Highlight“ in der Hand: das Poesiealbum. So ein kleines Büchlein, prall gefüllt mit Sprüchen, Gedichten, geschnörkelten Bildern und Glitzertütchen, von Freunden, Verwandten und Lehrern liebevoll bestückt. Wer dort reinschreiben durfte, war schon jemand Besonderes – quasi die VIP-Liste der Schulbank. Die Sammlerleidenschaft hinter den Sprüchen und Bildchen war dabei mindestens so groß wie heute bei Pokémon-Karten. Wer wollte schon riskieren, sein Buch nicht zurückzubekommen? Und wusstest du, dass der Begriff „Poesiealbum“ erstmals im 19. Jahrhundert verwendet wurde? Die Alben waren besonders in Deutschland und den Niederlanden beliebt, oft in zarten Pastelltönen gestaltet, die jedes Kinderherz höherschlagen ließen.Poesie-Alben.mp3

Ursprung: Stammbücher – Die Urgroßeltern der Poesiealben

Bevor die bunten Freundschaftsbücher populär waren, gab es die Stammbücher – die Vorfahren der Poesiealben – die Studenten und Gelehrten im 16. und 17. Jahrhundert nutzten. Ihr ältestes bekanntes Exemplar stammt sogar aus dem Jahr 1528. Damals widmete man sich gegenseitig lateinische Weisheiten und klebte liebevolle Stickereien oder Aquarelle hinein. Diese Prachtexemplare waren mehr als nur Bücher, sie waren die LinkedIn-Profile von damals – nur mit mehr Federkiel und weniger Selfies.


Die goldenen Zeiten der Poesiealben

In den 60er und 70er Jahren waren die Alben wahre Schmuckstücke – teilweise in rauem Leder mit goldener Schrift. Die Bandbreite der Einträge reichte von zarten Freundschaftsschwüren („In allen vier Ecken soll Liebe stecken“) bis zu schnippischen Weisheiten wie „Eine gescheite Frau hat Millionen Feinde, alle dummen Männer“. Solche Weisheiten waren wohl schon damals die subtilen Vorboten des elterlichen Humors. Interaktive Ecken zum Umblättern und „Glanzbildchen“ machten das Album zum kleinen Schatz, der gehütet wurde wie der letzte Schokoriegel in der Pause.Poesie-Alben.mp3

Sprücheklopfer und Lebensweisheiten – Die Highlights der Einträge

Manche Sprüche wurden von Schulfreunden weitergetragen und immer wieder zitiert, andere hatten den Charme von Lebensweisheiten oder frechen Ratschlägen – von „Julia, werde niemals Ehefrau“ bis hin zu „Erst pflegst du die Rosen, dann wäscht du seine Hosen“. Diese Zeilen waren nicht selten der heimliche Humor der Schulzeit, den nur Eingeweihte verstanden. Die Einträge waren oft so gut, dass sie auch heute noch als kleine Zeitzeugen des Lebensgefühls gelten – und manchmal aufgrund ihres Wortsinns für größere Heiterkeit sorgen....



Das Faxgerät – Der Drucker, der sprechen kann


Wer glaubt, ein Faxgerät sei bloß ein schlechter Drucker mit Kommunikationsbedürfnis, irrt gewaltig. Die Hauptaufgabe: Während du in Hamburg hockst, kann dein Kumpel aus München dir in Sekundenschnelle ein Blatt Papier „telefonieren“. Sozusagen: Papiergrüße mit Vorwahl! Faxen war quasi das WhatsApp der Vorwende-Zeit – nur lauter und oft mit Papierstau.


Der Hype der 90er – Wenn das Fax hip war


Das Faxgerät, das unbestrittene „Smartphone der 90er“, hatte echtes Kultpotenzial. Mitte der 80er waren noch echte Raritäten in deutschen Büros – gerade mal 18.000 Stück, von Museumswert. Kurze Zeit später dann der Run: Mehr als eine Million Geräte gingen jährlich über den Ladentisch, spätestens als Fax-Willenserklärungen sogar vor Gericht galten. Besonders schick: Das Carryfax im Koffer – ein Muss für alle, die auch aus der Telefonzelle heraus mit der Zukunft kommunizieren wollten. Für 10.000 DM gab’s das Fax sogar als edle Mercedes-Sonderausstattung. Wer damit nicht angeben konnte, war selber schuld!


Von kopierenden Telegrafen und strahlenden Fotokopien


Bereits 1843 durfte das Faxgerät den Titel „älter als das Telefon“ beanspruchen. Vom Kopiertelegrafen bis zum Fototelegrafen – das Faxen ist eine Wissenschaft für sich! In der Weimarer Republik konnte man sogar Fotogrüße verschicken – Grußkarten per Blitzdraht, inklusive Retro-Charme.

Papier, Spaß & Pannen


Das Faxgerät ist nicht für seine Zuverlässigkeit bekannt. Legendär: Papierstau, Rollladen-Thermopapier und Dauerwerbung. Manchmal hatte man Glück, wenn die Hälfte ankam. Ein berühmtes Opfer des Papierschwunds: Fußballprofi Choupo-Moting, dessen Vereinswechsel am letzten Tag platzte, weil das Fax auf Seite drei das Handtuch warf.


Kurios: Es gab Faxe, die als „Überfax“ Geldforderungen samt „Stromschlag-Drohung“ verschickten – Absender vermutlich dieselben, die heute noch Windows-Updates für Drucker faxen.


Faxe & die Büro-Clowns


Jeder, deemals in einem Büro war, kennt Fax-Witze: Die Sekretärin versuchte tapfer, das Fax an die Firma Müller zu schicken – und bekam es immer wieder zurück! Im Internet kursieren endlos viele Witze, z.B.: „Woran erkennt man, dass ein Fax von Blondinen verschickt wurde? Es kommt mit Klebeband am Bildschirm an.“ ...



Die Badekappe – Ein Hauben-Klassiker


Die Badekappe ist zugleich geliebt und gehasst: Mal bunt, mal schräg, für jede Haarpracht eine schützende Umhüllung. Bereits 1920 in Berliner Strandbädern trug die modebewusste Badefrau eine solche Kappe, um die Wasserwelle schön zu halten – Wasser an die Frisur? No way! Damals noch aus Gummi und per Hand verklebt, ein echtes Handwerksstück mit dem gewissen Presskopferlebnis.


Badekappen-Style damals: Mittelalter trifft 50er Jahre


Schon im Mittelalter trug man Badekappen aus – haltet euch fest – Korb! Sehr elegant natürlich, aber nichts für Mode-Queens von heute. Die 50er brachten dann schicke Hauben-Mode in London mit Special Effects: Stirnfransen aus gelocktem Nylonhaar, um modisch trocken zu bleiben. Man stelle sich das vor: Eine Frisur, die nicht nass wird, klingt nostalgisch toll, heute eher unvorstellbar.


Der Geruch des Schwimmbads


Badekappen rochen früher wie alte Fahrradschläuche – eine olfaktorische Herausforderunge für alle Nasen. Wer die Kappe aufsetzte, hörte schlecht und fühlte sich wie eingepackt in Kaugummi. Dieses Gefühl erinnert man sich gerne mit einem Augenzwinkern zurück.


Hygienepflicht – Haare raus aus dem Wasser!


In den 60ern wurden Badekappen nicht nur modisch bunter, sondern auch Pflicht. Mit der Einführung der Badekappenpflicht wollten Schwimmbadbetreiber verhindern, dass Haare das Wasser verkehren und die Pumpen verstopfen. Das führte zu einer bunten Kopfparade von Jung und Alt in den Bädern – ein hygienisches Muss, das man hasste oder liebte.


DDR-Style und Geheimtipps


Auch in der DDR war die Badekappe Pflicht, vor allem für Schwimmanfänger und beim Erstschwimmerkurs für Erwachsene. Und das lästige Utensil fand sogar unerwartete Nutzungen beim Friseur: Zum Beispiel als Haube für Strähnchenfärben oder als praktischer Helfer bei knappem Material. Multitasking Badekappe, sozusagen...